HANNSJÖRG VOTH

GOLDENER SCHNITT IN DER WÜSTE

Die Luftaufnahme der "Goldenen Spirale" läßt ihre Größe nur ahnen: Der Grundriß beruht auf einem nach dem Goldenen Schnitt geteilten Rechteck, das 60 mal 100 Meter mißt.

 

Zehn Jahre nach seiner "Himmelstreppe" (links) hat der Münchener Künstler Hannsjörg Voth, 57, in dreijähriger Bauarbeit sein größtes und reifstes Projekt vollendet: In der marokkanischen Marha-Ebene entstand die riesige Erdskulptur "Goldene Spirale". Ihr Schwung verbirgt einen Brunnen, ein Haus - und eine Lektion von Wachsen und Werden.

1987: Himmelstreppe in Marokko

Im Süden Marokkos errichtete Voth eine 16 Meter hohe Treppe in traditioneller Lehmbauweise. Das Kunstwerk in Form eines Dreieckskörpers führt mit 52 Stufen zur Einstiegsluke in Wohn- und Arbeitsräume. Auf der oberen Plattform steht, von außen unsichtbar, die Skulptur "IKARUS": Zwei Flügel aus messerscharfen Klingen beschwören mythisch den Menschheitstraum vom Fliegen. Sechs Kilometer entfernt steht die "Goldene Spirale".

ZITADELLE VOLL RUHE UND DYNAMIK

Gut 80 Kilometer von den Ausläufern des Atlas-Gebirge im Norden und eine halbe Jeepstunde von der nächsten Oase entfernt, erhebt sich Voths "Goldene Spirale" wie eine Zitadelle aus dem Wüstengrund der Marha-Ebene. Eine Lehmrampe, umschlossen von der dynamisch ansteigenden Umfassungsmauer aus trocken gefügten Natursteinen, führt zum sechs Meter hoch gelegenen Einstieg in den Wohnbereich und zum Brunnen. Auf den Zeichnungen Voths (90 x 120 cm, links - rechts 170 x 120 cm ) dominiert der 17 Meter tiefe Schacht. 127 Stufen sind es bis zum Wasserspiegel, auf dem später ein goldenes "Urboot" als kontemplatives Zentrum des Kunstwerks schwimmen soll.