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Galerie Loulou Lasard ab 1988 Galerie Kyra Maralt seit 1995Aktuell Kurzbiographie Kyra Maralt
Von der Galerie Loulou Lasard
zur Galerie Kyra Maralt


Schon zu den "legendären" Off-Zeiten der Galerie trifft sich in der Galerie Loulou Lasard Ende der achtziger Jahre, wer in der Berliner Kunstlandschaft etwas bewegt. Die Szene liebt diese inszenierten Ausstellungen in der Crellestrasse. Charakterköpfe und Profilneurosen, Gesichter mit und ohne Namen drängeln sich allmonatlich in der dampfenden Luft der kleinen Galerie zwischen Stuck und Stahlfußboden. Künstler wie Florian Trümbach verbringen die Nacht über performaned im erkaltenden Wasser einer Emaille-Badewanne. Stierblutbespritzte Callas (die Blumen) werden entzündet, Mini-Theaterstücke von Hans Henny Jahnn unter der Regie von Bernd Mottl uraufgeführt, ... Heiner Müller resümiert unter den Gästen die Hintergründe und Folgen des Mauerfalls. Stefan Hoenerloh zeigt hier seine frühen Arbeiten. Aspekte und die Berliner Nachtschwärmer berichten im ZDF, die FAZ widmet den Ausstellungen Artikel.


Die Idee zu dem Namen Galerie Loulou Lasard stammt von den Gründern Lena Braun und Jens Pepper. Nach der Übernahme durch die Galeristinnen Kyra Maralt und Brigitta v. Wollinsky machen sie der Namensgeberin alle Ehre. Hat doch Lou Albert-Lasard im Paris der zwanziger Jahre den Salon geführt, in dem die Kunstwelt der Moderne ihre Sehnsucht nach geistiger Freiheit stillte.


Hier in Berlin-Schöneberg, um die Ecke zum Merve Verlag, ist jede Ausstellung Inbegriff eines neuen künstlerischen Manifests. Die Atmosphären in denen sich Kunst und Menschen spiegeln, werden durch die wechselnden Interieurs der Ausstellungsräume nuanciert. Säulen und Brunnen aus dem Fundus der DEFA Studios (TV der DDR) flankieren gemalte Kunstfossilien; Parkbänke aus den Schöneberger Grünanlagen sind Stellvertreter städtischer Frischluft-Suggestion; mannshohe 500 Kilogramm Press- Ballen aus Kleiderspenden bezeugen in Form gepressten Life-Style von Generationen und eine Galerie von oben bis unten mit Torf gefüllt erdet die Besucher vor der Kunst - im wahrsten Sinne des Wortes.


Im Berlin der Neunziger, der Ex-Mauerstadt, wird die Galerie Loulou Lasard zu einer Insel phantastischer Kreativität. Die DJ-Clubkultur wird nebenbei neu erfunden. Markus Eberwein legt auf. Domenico Zindato schreitet als italienische Mischung aus Hieronymus Bosch und Dalí mit dem Slogan »Liliput goes Großmacht« durch die Galerie. Pedro Moreira zieht Stahlträger quer durch den Raum. Jannis Markopoulos präsentiert in seiner Installation so viele original Strassengullis samt Betonröhren-Unterbau, daß die Statik des Gebäudes schier ins Wanken gerät. Gerald Uhligs Hai-Fotografien in Kombination mit Götz Valiens "Virtuals" machen nicht nur im Stern Furore. Jaime Romeros leuchtend-indigene Bilder aus Ecuador sind auf einen Schlag ausverkauft. Stefan Hoenerlohs Stadtlandschaften neben einem neo-gotischen Thron aus geflammtem Eisen von Christoph Ernst faszinieren die Sammler vom ersten Augenblick an. Brigitte Maria Mayers Fotografien zu den Alliierten, den Kulturschaffenden von "Drüben" und klassischen Themen des Verrats an der Gesellschaft rufen die europäische Kunstkritik auf den Plan. Künstler wie der Beuys Schüler Dennis Thies, Cynthia, Johannes Kahrs, Irene Peschik, Wlodzimierz Szymanski, Marlies Poss und Marcelo Cipis werfen ihre Arbeiten mit in den Diskurs um das ausgehende Jahrhundert.


Die Galerie leistet interkulturelle Arbeit und fördert die junge Kunst Berlins; verbindet deutsche Malerei, Fotografie, Bildhauerei und Performance mit künstlerischen Positionen aus Europa, dem ehemaligen Ostblock und Südamerika. Entdeckt dank bröselnder Blöcke morphogenetische Felder und knüpft Künstler- und Sammlerfreundschaften.


Und die Besucher der kleinen Galerie in der Crellestrasse bekommen auch noch echte Street-Art zu sehen: Schiessereien auf offener Strasse, Dart-Pfeile im Rücken des Galeriehundes, Einbrüche und Messer an der Kehle des Lebensgefährten von Kyra Maralt. Es werden plötzliche Orgien ausgerufen und zu Vernissagen spontane Happenings wie dieses gegeben: eine nackte Schwangere erklärt sich in einer Plastik-Baby-Wanne sitzend zur Künstlerin und hüpft damit durch die Galerie. In den Hüpfpausen bringt sie Kondome mit diverser Füllung zum platzen.
Ganz abgesehen vom Unvorhergesehenen, gehört zu jeder Ausstellung ein Programm. Tänzer, Theatermacher, Autoren, Sänger und Performer interpretieren und bereichern die bildende Kunst durch ihre brillanten Ideen.


So wird die Galerie bekannt. Viele Künstler bleiben über die Jahre verbunden. Mit dem freundschaftlichen Abschied Brigitta v. Wollinsky's wachsen diese Künstler zusammen mit Kyra Maralt über die Crellestrasse hinaus.


Zu danken gilt es den Menschen, die sich für dieses Kultur-Schaffen mit eingesetzt haben: allen voran Isabel Molina, Isabell Jansen und Michael Behr. Der Dank gilt in gleichem Masse den Ungenannten.


Fortsetzung:
die Galerie Kyra Maralt in Berlin Charlottenburg